Ergebnisse der UB-Informationsveranstaltung zur Massentierhaltung am 14.12.09 in Lachendorf
Deutlicher Bürgerprotest nun auch in der Samtgemeinde Lachendorf
Nach Wietze formiert sich der bürgerliche Protest gegen den geplanten Schlachthof und die möglicherweise auf den Landkreis zukommenden Mastställe nun auch in der Samtgemeinde Lachendorf.
Der Einladung der Unabhängigen Bürger – UB – in der Samtgemeinde Lachendorf gegen die Errichtung von Mastställen folgten rund 90 Bürgerinnen und Bürger überwiegend aus der eigenen Samtgemeinde, aber auch aus Wietze, Bergen, Unterlüß, Nienhagen und Celle.
UB-Vorsitzender Egbert Ehm zeigte sich beeindruckt über die sehr große Anzahl von interessierten Personen und wertete es als Belag dafür, dass immer mehr Menschen im Landkreis Celle ihre Ablehnung gegen den geplanten Riesenschlachthof in Wietze und gegen die in der Folge zu erwartende Massentierhaltung in den Gemeinden des Landkreises zum Ausdruck bringen.
In seinen Begrüßungsworten nahm er Bezug auf Wietze und äußerte sein Unverständnis über die im Kreistag und im Wietzer Gemeinderat getroffenen Entscheidungen für den geplanten Schlachthof nur hinter verschlossenen Türen ohne rechtzeitige Bürgerbeteiligung.
Er machte deutlich, dass wegen der ersten Anträge auf Errichtung von Mastställen in der Samtgemeinde Lachendorf der bürgerliche und politische Protest gegen Riesenmastställe bzw. Agrarfabriken deshalb heute ins Leben gerufen werden soll.
Der von der UB initiierte Protest richte sich nicht gegen die traditionelle, mittelständische Landwirtschaft, sondern gegen agrarindustrielle Strukturen und gegen profitgierige Investoren, denen die Zukunft unserer Landschaft sowie das Wohlergehen unserer Bürgerinnen und Bürger egal zu sein scheint und die den Begriff Allgemeinwohl nur zu ihren Gunsten auslegen.
Ehm wörtlich: „Auf uns in der Samtgemeinde – und nicht nur hier – kommt mehr Gestank von Gülle und Hühnerkot zu, als wir derzeit noch glauben.
Deshalb werde es darauf ankommen, einen gemeinsamen politischen Widerstand aller Parteien und Bürgerinnen und Bürger zu organisieren, um potenziellen Agrarinvestoren in aller Deutlichkeit zu zeigen und zu sagen, dass wir uns nicht alles gefallen lassen und mit uns zu rechnen sein wird.
Die Überschrift eines CZ-Berichts „Kommunen können (gegen Mastställe) nichts machen“ veranlasste Ehm zu der Feststellung, dieses sei nicht die Einstellung der UB, alles tatenlos hinzunehmen und sollte auch nicht die Einstellung der anwesenden Bürgerinnen und Bürger sein. Er fügte hinzu, dass massiver Bürgerprotest schon bei vielen Bürgerinitiativen, wie z.B. in Dalldorf bei Meinersen, zu Erfolgen geführt habe.
"Wer etwas tut, kann verlieren – wer nichts tut, hat von vornherein verloren."
Er mahnte an, den Widerstand mit legalen Mitteln zu führen, da die derzeitige Gesetzeslage eindeutig mögliche Maststallinvestoren im Recht sehe.
Herr Schrader von der Bürgerinitiative Wietze erläuterte den Sachstand beim Kampf gegen den geplanten Großschlachthof und teilte mit, dass der Protest sich ausweite und der BI immer mehr Personen beitreten würden. Die Mitgliederzahl habe sich nach neuesten Zahlen von anfangs 80 auf rd. 150 erhöht.
Von der Arbeit der BI Dalldorf (Meinersen) berichtete Herr Hoyer. Er stützte Ehms Aussage, dass man durchaus etwas tun könne. Der enorme Bürgerprotest in seiner Gemeinde habe bisher eine Legehennenbatterie mit 400.000 Stück in Dorfnähe verhindert. Allerdings müsse man sich, so Hoyer mit Blick auf Lachendorf, rechtzeitig um juristische Unterstützung bemühen, um ggf. Erfolg zu haben; dies habe man auch in Dalldorf getan.
Eckehard Niemann, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), prognostizierte, dass der Hähnchenmarkt vor dem Zusammenbruch stehe. Entgegen den Behauptungen von Befürwortern vieler neuer Mastställe in Ostniedersachsen ist der Markt für Hähnchenfleisch in Deutschland und der EU mehr als gesättigt, die Nachfrage steige – wie seit 10 Jahren – jährlich nur noch um 0,3 kg, Falls in Ostniedersachsen 200 – 300 neue Mastställe errichtet würden, müsste der Verbrauch kurzfristig um 1 kg steigen, was unrealistisch sei. Deshalb sei der Zusammenbruch der Märkte, Preise und Gewinnspannen absehbar, so Niemann.
Ausbaden werden dies die Vertragsmäster, deren Ställe dann zeitweise leer stehen werden – auf Weisung der Geflügelschlachtereien.
Vermutlich werden deswegen aus dem überfüllten Emsland viele Großmäster in unsere „Gesundlagen“-Region drängen und dann gleich 3 bis 5 Ställe bauen wollen.
Durch solche Großanlagen (für Hähnchen oder auch Schweine) wird aber das Wachstum anderer landwirtschaftlicher Betriebe verhindert: Wenn ein einziger Großstall die zulässigen Grenzen der Geruchsemissionen (10% der Jahresstunden )ausschöpft, kann kein anderer Bauer aus dem Ort mehr einen Stall bauen. In Läden (Emsland) haben deshalb an die 100 Bauern mit Treckern jüngst gegen eine solche Großanlage demonstriert. Außerdem verdrängen solche Agrarfabriken die bäuerlichen und mittelständischen Mäster.
In der sich anschließenden Diskussion äußerten sich zahlreiche Teilnehmer empört über die politischen Entscheidungen in Wietze und im Kreistag und stellten viele Fragen zu den ökologischen und gesundheitlichen Belastungen, die von Mastställen ausgingen.
Deutlich ablehnend äußerten sich die Referenten zu dem Aspekt „Ausweisung von Vorrangflächen im Flächennutzungsplan“ zwecks Steuerung der Ansiedlung von Mastställen: "Dies sei keine gute Lösung, denn sie eröffne externen Großinvestoren aus dem Emsland oder aus Holland Tür und Tor mit Riesenmastställen von 100.000 und mehr Tieren!" Außerdem verhindere man mit Vorrangflächen nicht die Errichtung „privilegierter Mastställe“ in Siedlungsnähe.
Der Grossteil der Anwesenden trug sich in die ausliegenden Listen ein und stimmte somit der geplanten Gründung einer „Bürgerinitiative für eine lebenswerte Zukunft in der Samtgemeinde Lachendorf und im Celler Land“ im Januar 2010 zu, zu der rechtzeitig eingeladen wird.
UB-Vorsitzender Egbert Ehm bedankte sich für die überaus rege Teilnahme und die lebendige, aber sachliche Diskussion.
Hinweis: Die nächste Versammlung findet am Freitag, d. 29. Januar 2010 um 20.00 Uhr im Gasthaus Thalau in Ahnsbeck statt, zu der die Initiative schon jetzt herzlich einlädt.
- Anmelden um Kommentare zu schreiben